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Vom Mythos der Tauschwirtschaft

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Die herrschende Geschichte ist die Geschichte der Herrschenden
Karl Marx

Adam Smith 1787 (Foto: Wikipedia)

Es ist schon wieder eine Weile her, dass ich das Thema Ökonomie aufgegriffen hatte und Alternativen vorstellte. In der Facebook-Gruppe Kooperation statt Konkurrenz, die heute das 800. Mitglied begrüßen durfte, hat Joachim Weiß einen weiteren kontroversen Artikel gepostet, den ich hier nochmals zur Diskussion stellen möchte.

Herr Weiß macht zuerst darauf aufmerksam, dass unsere Kapitalisten von Adam Smith und später die Kommunisten von Marx das Märchen (also wieder eine überführte Lüge?) übernahmen, dass Geld sich aus dem Tauschhandel entwickelte. Er sieht wie wir hier schon mehrfach ahnten, dass erst die Patriarchen/Herrschenden das Geld erfanden, so dass der Tribut leichter einzutreiben war. Desweiteren spricht er auf das kritische Thema des Giralgeldes an und die Problematiken des Zinses (siehe u.a. auch auf der Seite Geldhahn zu). Was mir allerdings fehlt, ist, was zu ändern wäre. Am Ende hält er dem Giralgeld weiter die Stange, ohne weitere Optimierungen für das Volk, und verurteilt zudem die möglichen alternativen Regionalgelder. Was ist hierzu Eure Meinung?

Geld ist und wird kein Tauschmittel und ist es auch nie gewesen – von Joachim Weiß

Das Ludwig Mises’sche Tauschparadigma war mir schon früher nicht ganz geheuer. Die heute real existierende Wirtschaft ist nicht Tauschen, sondern das Erfüllen von Kontrakten. Ansonsten werden keine Waren und Dienstleistungen produziert. (Bestenfalls für den Eigenbedarf).

In partialer Betrachtung kann man im Kapitalismus zwar noch Tauschvorgänge beobachten, NICHT aber in gesamtwirtschaftlicher, arbeitsteiliger (systemischer) Betrachtung. Von daher kann man Tauschwirtschaft auch getrost „Neandertaler-Ökonomik“ nennen, wo es vlt. vereinzelte rudimentäre Tauschvorgänge gab. Wobei das aber keine geplante arbeitsteilige Überschussproduktion war, dessen Waren man nun miteinander tauschte. (In Prä-neolitischen Zeiten gab es niemals Märkte. Erst mit aufkommenden Machtstrukturen und damit verbundenen Zwangsabgaben (Tribut an einen Zwingherrn) entstand im weiteren Verlauf Geld und Handel.

Tauschwirtschaft ist ein Fundament, welches völlig in die Irre führt, und hat sich seit den Forschungen des Anthropologen David Graeber (vgl. auch Schulden: Die ersten 5000 Jahre) als Märchen herausgestellt. Es gibt keinen einzigen historischen Beleg, wie D. Graeber nachweist, dass es jemals eine Tauschwirtschaft gegeben hätte. Erst recht nicht eine Tauschwirtschaft, die dann irgendwann Geld als Tauschmittel entstehen ließ zur Vereinfachung komplexer Tauschvorgänge. Das ist eine frei erfundene Geschichte, die irgendwo auf Adam Smith zurückgeht. Schlimm ist es ja, wenn immer wieder derselbe Blödsinn wiederholt wird, für den es historisch und anthropologisch KEINEN Hinweis gibt.

Nach heutigem Wissensstand hat es so etwas nie gegeben! Geld, wie auch der Markt, sind als Folge des Staates entstanden. Mit dem Beginn der Zivilisation taucht das Geld auf – und der Markt. Geld ist eine Erfindung der Herrschenden. Wo keine Herrschaft, da auch kein Geld! Unterwerfung – Tribut – Steuern – Zins – Markt: alles Erfindung der Herrschenden.

Zunächst hat der Herrscher Naturalien eingefordert, reicht von Getreide (Gerste-Standard in Mesopotamien) bis zum Waffenmetall (Cu- und Sn-Steuer), was – da riskant – abgebrochen wurde. Aus dem Getreidestandard wurde der auf Getreidekörnern (“grain” als Gewichtseinheit bis heute!) basierende Gewichtsstandard, im besagten Falle: Silber in Standardeinheit”Shekel” ca. 180 Körner).

Das Silber wurde dann als Tribut abgefordert und thesauriert (vgl. die fast 200 Tonnen, die Alexander beheben konnte). Das abgeforderte Silber konnte entweder selbst fabriziert werden (Läger erschöpften sich) oder bei der Tempelbank ausgeliehen werden (20 % – entspricht dem heutigen ZB-System) oder die Tributpflichtigen beschafften es sich bei Jenen, die es selbst kassieren konnten (tax farming, Söldner, letztere nahmen es gern, da sie es ja jederzeit bei den Verpflichteten in den von denen zu erbringenden Leistungen und Gütern”eintauschen” konnten, womit ganz zwanglos die ersten”Preise” (Leistungen in Silber gemessen) entstanden und das”Wirtschaften” startete (Kauf, Kauf auf Termin, auf Kredit usw.).

David Graeber sagte damals auch, dass wir Anthropologen immer wieder versucht hatten, dass den Ökonomen zu erklären, doch denen hat dieser Gründungsmythos so gefallen, dass sie davon einfach nicht ablassen wollten. Dieser Tausch-Mythos wurde dann viele Jahre auch über die Lehrbücher hartnäckig verbreitet (bis hin zur Neoklassik).

Wahrscheinlich auch, um die Leute im Glauben zu lassen bzw. bankinterne Vorgänge zu verschleiern, dass Geld nur durch Kredit entsteht. Man hat ja auch lange behauptet, die Bank verleiht das Geld der Sparer, welches er vorher einzahlen muss. Auch die Bundesbank hatte diesen Mythos lange aufrecht erhalten.( Wussten die Bundesbänker es nicht besser? Darauf kann sich jeder selbst eine Antwort geben).
Warum werden Ökonomen NOCH IMMER zitiert, wenn doch allmählich klar sein dürfte, dass sie es mit historischen Fakten nicht sonderlich genau nehmen und nur eine Lehre verbreiten, die einigen von Nutzen ist?

In der Geschichte galt: Kredit/Schuld vor Ware, Warengeld, Schrift, usw. Kredite sind auch in einfachster numerischer Form vergeben und nachgewiesen. Das heutige Kredit- bzw. Kreditgeldsystem ist der Endpunkt einer langen historischen Entwicklung. Es ist ein Kredit-auf-Kreditsystem, das sich qualitativ nicht mehr steigern, sondern nur noch über einen möglichst maximal andauernden Zeitraum aufrecht erhalten lässt.
In der Geschichte wurde gemünztes oder in kleinere Einheiten zu zerbrechendes Warengeld nicht zur Erleichterung von Tauschvorgängen „erfunden”. Dieses Warengeld war ein Tauschgegenstand, kein Tauschmittel.

Als kleines Dilemma für die Praxeologen sei außerdem noch geboten:
Wenn Wert in Tauschmittel aufbewahrt wird, dann steht es zum Tausch nicht zur Verfügung, was also den eigentlichen Zweck konterkarriert. Wenn die Leute nun so rationalistisch damals waren, warum haben sie nicht gleich zwei Mittel erfunden, eins zum Tauschen, eins zum Wertaufbewahren? Was sagt der Praxeologe da?

Geschichtlich bewiesen ist anhand zahlreicher Quellen, dass im Paläolithikum, als widernatürliche, monogame, patriarchale Paarungsfamilien unbekannt und stattdessen herrschaftsfreie, solidarische, matrifokale Gemeinschaften (Blutsfamilien/Grossfamilien) den Planeten bevölkerten, niemals gewirtschaftet wurde. Stattdessen war man eben subsistent, selbständig lebensfähig. Eine patriarchale Paarungsfamilie (als Unterorganisation des Staates) dagegen sieht sich zum Wirtschaften (Gütertausch) gezwungen, weil sie allein schlicht nicht lebensfähig ist, und darüber hinaus auch noch Tribute zu leisten hat. Auch bei den Indogermanischen Völkern in Europa ( z. B. Kelten) gab es weder Märkte noch arbeitsteiliges Wirtschaften.

Leider obliegen die „Austrians“ (Ideologen der österreichischen Schule) auch dem (bewussten) Irrtum der Tauschtheorie und besonders jetzt in der Kreditgeldkrise wird sie dennoch nebelkerzenartig propagiert, indem versucht wird, Geld anhand des Ausmaßes des bestmöglichen Erfüllens aller Funktionen zu beschreiben.
Das ist wie der Versuch der Beschreibung irgendeines Fahrzeugs (bspw. eines Multicars) anhand dessen Fähigkeiten, ein Rennen zu fahren, etwas zu transportieren und die Beschleunigung zu messen. Diese Absurdität verhindert nun, dass man überhaupt ansatzweise dazu in der Lage ist, über Systemeigenschaften nachzudenken
Zu behaupten, Geld sei die Abgabe oder das Tauschmittel, ist in etwa so, als würde jemand behaupten, Strom sei Fernsehen oder Pferd sei Fortbewegung. Dann kommt der nächste daher und behauptet, Strom sei aber auch Wecker und Kühlschrank, vorher aber bitte erst Elektromotor.

Von daher sollte man diese österreichische Schule als geldtheoretisch gebildeter und logisch denkender Mensch nicht unbedingt ernst nehmen. Die meisten Studenten machen das schon lange nicht mehr.
Im weiteren Verlauf mache ich Ihnen auch kurz deutlich, warum freie konkurrierende Währungen deshalb wenig Sinn machen.

Die Austrians kennen keine Schuld ex nihilo Schuld, die OHNE vorangegangenen Kredit entstanden ist, d.h. sie setzen diese nicht an den Beginn der ökonomischen Entwicklung mit Zins, Geld, Eigentum usw. Die Schuld ex nihilo ist die Abgabenschuld, die via Macht (Staat) in die Welt gesetzt wird und aus der sich über die Naturalien/Silber-Parität überhaupt Metallgeld erst entwickelt hat.
Sie machen sich auch keine Gedanken darüber, was passiert, wenn verzinsliche Kontrakte unterwegs sind – nämlich, dass es zeitlich spätere Schuldner (“Nachschuldner”) geben muss, damit die zeitlich vorangegangenen Schuldner nicht untergehen. Sie bleiben letztlich im Tauschparadigma stecken.

Doch Tauschwaren entstehen nicht ex nihilo sondern werden in aufwendigen und komplexen Produktionsketten erzeugt, wo laufend Zeit gewonnen werden ergo vorfinanziert werden muss, vom Anfang der Produktionskette (Rohstofferzeugung / Forschung) über die weitere Verarbeitung (Zwischenprodukte) und Transport bis zum Endprodukt und Marketing und Vertrieb. Alles ist irgendwo vorfinanziert per Kredit. Anders ginge es nicht. Und dieses Kreditgeld muss ja irgendwo herkommen.

Wegen dieser notwendigen, privaten Vorfinanzierungen braucht es also Kreditkontrakte (mit dem ich ja Vorleistungen von Anderen bezahlen muss), und durch diese Kreditkontrakte wird das Geld bei der Bank (als stellvertretender Buchhalter der Nation) erzeugt, um dann halt als Produzent diese notwendige Zeit zu gewinnen, von der Produktion bis zum Verkauf, um dann auch endlich zeitverzögert durch den Verkauf der Waren/Dienstleistungen sowohl die Kosten (also meine Vorleistungen, die in Anspruch genommen habe und zurückzahlen muss) als auch eventuell die Gewinne/ Risikoprämien/ Abschreibungen etc. einspielen zu können.

Habe ich somit mein Leistungsverprechen bei der Bank und somit an die gesamte Leistungsgemeinschaft durch meine Gegenleistung (Produktion, Verkauf) dann erfüllt, wird der Kreditkontrakt wieder aufgelöst und das Geld verschwindet wieder im Nichts und wird bei der Bank ausgebucht.

Ein Teil der Unternehmen schafft ihre Investitionen zwar aus eigener Kasse zu stemmen, das sind aber nur die wenigsten. Und diese Geldüberschüsse in der Kasse des Einen sind irgendwo in der Wirtschaft die gebuchten Schulden des Anderen bei irgendeiner Bank. (vgl. Saldenmechanik). – Bei den Austrians ist das Geld für die Vorfinanzierungen natürlich einfach so in allen Kassen in der Wirtschaft vorhanden und vom Himmel gefallen.

Am Anfang steht also der Kredit (d.h. ein privates oder kollektiv gebuchtes Leistungsversprechen) und keine willkürliche Geldemission als Tauschding (zum Beispiel bitcoins, Regiotauschscheine) oder gar eine gesamtwirtschafliche Warenproduktion aus dem Nichts ohne Vorfinanzierung.

Aus diesen privaten Leistungsversprechen der Unternehmer, Waren und Dienstleistungen zu erzeugen, unter Belastung/Haftung ihres Eigentums bzw. Eigenkapitals (mit Drohung der Pfändung u.Vollstreckung), und damit aus dem Versprechen an diesen „Buchhalter der Nation“ (und somit an die Leistungsgemeinschaft), regelmäßig zu leisten und somit die Schulden tilgen zu können/ zu wollen (womit sie ja Vorleistung bezogen haben), entsteht dann letztlich das Vertrauen, die Deckung und Berechtigung des (Buch-)Geldes, auch „fiat-money” genannt.
Im heutigen System ist dieses Leistungsversprechen der Wirtschaftenden i. d.R. kontrolliert durch die Banken (wo ja alle ihre Guthaben aufbewahren), die noch zusätzlich mit ihrem Eigenkapital und dem Kapital der Gläubiger (Sparer) haften.

Banken notieren also sämtliche privaten Leistungverprechen ( = Forderungen) und erzeugen („schöpfen“) dazu gleichzeitig die Guthaben, womit die Leistung später gekauft und bezahlt werden kann, bzw. die Zeit zwischen Kauf und Bezahlung überbrückt werden kann in der Wirtschaft, sprich das umlauffähige Geld,

Diese privaten Forderungen (Kreditverbriefungen / private Leistungsverprechen) können dann von der Bank bei Bedarf bei der Zentralbank als oberster Hüter des Währungsraumes in gesetzliche Zahlungsmittel (Bargeld, Zentralbankgeld) umgewandelt werden ( = Refinanzierungsgeschäfte, Tender).

Diese beschriebenen Vorgänge und diese dreifache Sicherung machen das Giralgeld/Buchgeld, welche man theoretisch als „private Schuldscheine“ bezeichnen kann, überhaupt erst „umlauffähig“ (zessionsfähig) und wird von Jedem auch akzeptiert als schuldbefreiende Zahlung.

Würde eine komplementäre Gruppe von Produzenten ihr eigenes Geld (digital oder als Zettel) also ihre eigenen Schuldscheine verbriefte Leistungsverprechen) emittieren, würde es als Zahlungsmittel / Schuldentilgungsmittel kaum allgemeine Anerkennung bekommen, weil niemand weiß, ob und wie es gedeckt ist und wer dieses Leistungsversprechen kontrolliert und auch durchsetzt oder wer dafür haftet.
Zumal hätte man mit diesem Geld auch nur Zugriff eben auf dieses eigen produzierte Warenangebot der komplementären Gruppe.
Da Produktion aber überwiegend überregional stattfindet (staatlich, überstaatlich), braucht es also eine Währung, welches durch die gesamte Leistungsgemeinschaft im Währungsraum durch die o.g. Vorgänge gedeckt ist und wo in letzter Konsequenz die kollektive Gemeinschaft haftet, wenn etwas schief geht. Zudem braucht es möglichst einheitliche Rechtsräume, die auch die Vollstreckung des haftenden Eigentums garantieren.

Das Problem ist nun allerdings, dass die Banken zuwenig kontrolliert wurden, und die o.g. privaten Leistungsversprechen (fiat money) ausgeufert sind, dass Banken und Private überoptimistisch waren, und die Verbrechen teilweise auf dem „Markt“ nicht zu erfüllen waren, s. d. nun die Staatengemeinschaft (Währungskollektive) zusätzlich haften muss, z. B. über staatliche Bürgschaften (vgl. „bad banks” etc.) oder Direktzahlungen ( „Rekapitalisierungen”), oder indem die Zentralbank diese faulen Kredite in ihre eigenen Bücher nimmt, um erst mal Zeit zu gewinnen.

Würden wir allerdings nicht kollektiv haften, müssten die Banken die faulen privaten Forderungen auf der Aktivaseite der Bilanz ganz abschreiben, was dann auch automatisch gemäß den Gesetzen der Bilanzbuchhaltung die Guthabenseite (Sparkonten) der Bürger betreffen würde. Denn diese müssten gleichermaßen gekürzt werden, was natürlich keiner will, denn letztlich sitzen wir alle in einem Boot und all unsere Guthaben auf den Girokonten stammen teilweise irgendwo auch aus faulen Krediten.

Aber Achtung !!!!. Hier setzen wieder die Austrians und Geldreformer mit ihren Nebelkerzen an. Doch aus dem Missbrauch der Geldschöpfung (fiat-money) einiger Großbanken (incl. dem Versagen der Ratinagentur und den ungenügenden Kontrollmechanismen), oder generell dem Versagen der monetaristischen / keynesianischen Geldpolitik ergibt sich nun nicht folgerichtig, dass wir uns nun alle in eine fröhliche Tauschgemeinschaft verwandeln können / wollen, die ohne Kreditgeld auskäme und alle aus dem Nichts heraus nun Waren produzieren könnten. Das ist völlig absurd.

Es besteht auch keinesfalls die Notwendigkeit, die eben beschriebene, systemische Eigenschaft des Geldes einfach zu negieren und nur noch die Funktion zu betrachten, um dann zu meinen, man könnte beliebig irgendein Tauschding erzeugen (z. B. bitcoin, Goldstücke, Regiogelder u.ä.), in dem GLAUBEN (!), daraus könnte eine arbeitsteilige produktive Wirtschaft entstehen und man könnte das Kreditgeld gar ablösen.

Ohne das heutige Kreditgeldsystem hätten auch diese Tauschdinger bald ihre Funktion verloren, da sie die notwendigen o.g. Vorfinanzierungsprozesse nicht stemmen können. Von daher werden sich diese Tauschdinger auch niemals allgemein durchsetzen und maximal geduldet. Selbst Regiogelder werden von den relativ Wenigen nur benutzt, weil dahinter immer noch die staatliche Währung steht (vgl. Chiemgauer). Und / oder weil man den Teilnehmern schlicht das Tauschmärchen erzählt und nicht die wahren wirtschaftlichen Prozesse, die hinter den ganzen Waren stehen, welche die Regionalgelder fröhlich unter sich austauschen. Für mich von daher u.a. auch eine Fake-Veranstaltung, um auch regionale Spenden zu erhalten. (Bitcoiner spekulieren überwiegend auf Dollar/ Euro etc.). Zudem bieten gemeinnützige Vereine ja noch so manch andere Vorteile.

Es ist aber und bleibt eine Spielgeldveranstaltung, wo einige sich als „Weltverbesserer“ aufspielen wollen aber genau wissen (oder nicht wissen wollen), dass das die Welt nicht verbessern kann. Denn die gesamte Warenproduktion (incl. der Infrastruktur) ist eine überregionale vorfinanzierte Veranstaltung zwischen überwiegend anonymen Vertragspartnern. Und da eine Währung notwendigerweise den gesamten Wirtschaftsraum widerspiegeln muss, dürften sich die Regionalgelder dann nur auf die reine regionale Produktion beziehen. (Das Warenangebot wäre dementsprechend klein und würde auf Subsistenzniveau schrumpfen).

Geld ist also keine beliebig platzierbare Substanz, nur weil man irgendwelche Waren sieht, die man kaufen kann, ohne zu hinterfragen, woher die ganzen Waren heute kommen.
Die Zessionsfähigkeit (allgemeine Akzeptanz) erhält das heutige stoffwertlose Geld zusätzlich durch die Legaldefinition „gesetzliches Zahlungsmittel” und durch die o.g. Deckungsprozesse.
(wobei wie gesagt hinter einer Währung aber immer das Wirtschaftskollektiv stehen muss)

Natürlich tauchen besonders in Krisen immer wieder die Apologeten und ideologischen Marktschreier auf. (Früher nannte man sie die falschen Propheten), die uns mit Teilwahrheiten beglücken wollen. Doch letztlich bieten auch sie nur Scheinlösungen an. Sie beglücken uns mit reiner Fabulistik aus dem Ideenreich des Konjunktivs. So kommt´s aus, wenn man mit Praxeologie statt Empirie die Welt erklären will.

Tauschen ist so niedlich, dass weiß ich. Und es fühlt sich so warm, vorsorglich und ehrlich an, wenn wir uns alle hochtauschen mit dolle anpacken, in die Hände spucken und weiß der Kuckuck, uns gegenseitig umarmen.

Einige fabulieren auch immer wieder von der Zigarrettenwährung. Doch Zigaretten hatten nie Geldeigenschaft, um damit zu wirtschaften (Vorfinanzierung etc.) sondern waren bestenfalls sporadisches rudimentäres Tauschmittel. Und damit eben nicht immer aktzeptiert: Der Staat akzeptierte keine Zigaretten zur Tilgung von Steuerschulden, und ob ein Privater damals Zigaretten als Tilgung von Privatschulden akzeptierte, das lag ganz in seinem Ermessen. (Volkswagen verkaufte seine Erzeugnisse bestimmt nicht gegen Zahlung in – ach so werthaltigen – Zigaretten). Hier wird rudimentärer Warenhandel mit Wirtschaft verwechselt. ( Wobei sich auch wieder die Frage stellt, woher die Waren kmaen und warum sie da waren, siehe dazu oben)

Ich hoffe, nach diesen hier dargestellten Erkenntnissen, dass auch Sie nun die österreichische Lehre mit ihrem „Warengeld“ als ein Grimm’sches Märchen ad acta legen.
Dazu gehören auch die Goldbugs, die immer wieder ein „goldgedecktes“ Geld propagieren. Spätestens nach meinen oben genanten Erläuterung, warum Geld gedeckt ist, müsste auch Ihnen das als Märchen erscheinen.

Aus Systemsicht stellt sich allein die Frage, welche Variante ist im Systemsinne erfolgreicher, und da schlägt Fiat Money (trotz Krisen) den Goldstandard um Längen. Die unglaublich virulente Entwicklung des 20 Jahrhunderts in allen Bereichen (Bevölkerung, Lebenserwartung, Technologie, Wirtschaftsleistung, Resourcenverbrauch) wäre unter einem Goldstandard nie möglich gewesen, da diese Entwicklung nicht hätte vorfinanziert werden können und der Goldstandard immer wie ein limitierendes Korsett auf die expansionistischen Triebe gewirkt hätte.

Auch der Goldstandard befreit nicht von der debitistischen Notwendigkeit, dass immer neue Schuldner erschlossen werden müssen, damit vorherige Schuldner Tilgung und Kapitalkosten leisten können. Er setzt lediglich engere Limits und führt daher früher zum Spielende (wenn eben keine neuen Schuldner mehr gewonnen werden können, bzw im Goldstandard auch keine willigen Finanzierer.

Spätestens da tritt halt folgerichtig immer das politische Element (welches die Austrians geflissentlich missachten) auf den Plan, und flugs wird jeder Goldstandard per ordre de mufti aufgeweicht oder ganz aufgehoben, so wie alle anderen selbstauferlegten Beschränkungen auch. So erging es der römischen Goldwährung, im 20 Jahrhundert dem Goldstandard, so erging es Maastricht, und so wird es weitergehen, bis an den Tag, an dem es nicht mehr weitergeht.

Dass eine Beschänkung der debitistischen Dynamik per se zu mehr Friedfertigkeit geführt hätte, ist eine andere fromme Wunschvorstellung, tausende von Jahren Empirie sprechen eine andere Sprache. Langsame Entwicklung und mehr Armut sind keine Friedensgaranten. Allenfalls garantieren sie, dass die selbstauferlegten Beschränkungen früher oder später fallen gelassen werden. Maximal liesse sich vielleicht einwenden, dass bei geringerem Technologiestand auch die Mordtechnologie weniger entwickelt wäre.

Bis hierher und nicht weiter. Es ist verlorene Zeit sich mit dem Thema weiter auseinanderzusetzen. Die historischen Quellen aber auch die heutige Praxis und Empirie ist proppenvoll mit Widerlegungen jeder einzelnen dieser marktliberalen Träumereien. Wen’s interessiert, der findet einen unerschöpflichen Quell interessanter Einsichten, wer weiter an die Gebrüder Grimm Version menschlichen Wirtschaftens glauben mag, der soll das tun.

Autor: Joachim Weiß, veröffentlicht auf Facebook



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